TV Bühl ist Meister !

Als Hollywood- Drehbuch hätte es vermutlich jeder als Kitsch bezeichnet, aber was sich am frühen Samstag Nachmittag im Bühler Turnern abgespielt hat war schlicht unfassbar. Nach Pech, Scheitern, Kampfgeist, viel Leidenschaft und am Ende dem berühmten Quäntchen Glück sicherte sich der TV Bühl mit der allerletzten Kür den Sieg gegen den USC München und damit die Meisterschaft in der dritten Bundesliga. Mit sechs Siegen in sechs Wettkämpfen ist dies mit Sicherheit der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte und Lohn für die Arbeit über Jahrzehnte. Doch keine 48 Stunden vor dem Wettkampf hatte sich der Schweizer Topturner Noah Bitterli im Training bei einer Höchstschwierigkeit am Reck verletzt. Teammanger Florian Barny hatte noch versucht den englischen Gastturner Tom Jones kurzfristig zu aktivieren, dieser hatte aber einen internationalen Einsatz, so dass bei der Auswärtsbegegnung in der bayrischen Landeshauptstadt die Aufstellung gehörig verändert werden musste. Während die Gastgeber ihre Saisonbestleistung zeigten, lief es für die TVB Riege holprig.
Einer der mitgereisten Fans hatte den Wettkampfverlauf in der Chat Gruppe als „komisch“ bezeichnet: nicht richtig schlecht, aber weit entfernt von souverän und bei einem 8:0 Rückstand nach den ersten sieben Duellen sah man zahlreiche fragende Blicke. An den Ringen hatte das Team von Trainer Flavius Simtion dann fünf Scorepunkte gut gemacht. Torben Kern (11,9) hatte mit der einzigen Elferwertung an den Ringen vier Scorepunkte erturnt und Pascal Metz (10,6) nutze den Sturz seines Kontrahenten zu drei Scorepunkten souverän. Nach der Pause konnte der Sprung mit vier und danach der Barren mit drei Scorepunkten Differenz gewonnen werden. Jan Fäßler hatte mit 12,65 bzw. 11,65 Punkten jeweils den Bestwert für die Zwetschgenstädter markiert und in Summe sechs Zähler verbuchen können. Bühl hatte sich wieder gefangen, war in Führung gegangen und hatte die Meisterschaft nun doch wieder in greifbarer Nähe. Beim Stand von 14:20 Scorepunkten fehlte der TVB Truppe noch ein Gerätepunkt oder eben der Sieg in diesem letzten Wettkampf der regulären Saison zur Meisterschaft. So ging man durchaus mit einer gewissen Zuversicht ans Königsgerät, doch nach zwei Duellen war der Vorsprung vollständig aufgebraucht und man stand auf einen Schlag wieder mit dem Rücken an der Wand zumal die Münchner ihren besten Turner mit österreichischem Pass noch setzen konnten. In dieser Situation avancierte Philip Bäuerle zum Mann des Tages. Nach nur wenig Einsatzzeit über die Saison war er im richtigen Moment in Bestform. Am Boden (11,55) hatte er schon den Bühler Bestwert markiert und als sein Gegner am Reck nicht fehlerfrei durch seine Übung kam, holte er mit der wohl wichtigsten Kür (10,65) seiner Karriere fünf Scorepunkte und sicherte somit für den TV Bühl die historische, erste Meisterschaft. „Ich bin völlig fertig mit den Nerven, nichts lief wie geplant. Aber eines ist sicher, der Philip hat uns heute die Meisterschaft geholt“, kommentierte ein sichtlich erschöpfter und ergriffener Teamchef Florian Barny. Über den Ausblick auf das Aufstiegsfinale in zwei Wochen mochte im allgemeinen Jubel niemand mehr nachdenken. (ott)